Meine erste Woche: 15.07.2019 - 21.07.2019

Aller Anfang ist schwer



Die Zeit verfliegt, wenn man nervös ist. Und so war es auch in der Woche, bevor ich nach England kam. Das ist jetzt zwei Wochen her, denn meine erste Woche ist geschafft. Kaum zu glauben, oder? In diesen sieben Tagen ist mehr passiert als in einem Monat zu Hause, aber dazu komme ich jetzt. Logischerweise werde ich nicht jedes einzelne Detail erzählen, denn dann säße ich noch weitere sieben Tage daran, aber ein paar Dinge werden den einen oder anderen vielleicht doch interessieren.

Bei meiner Ankunft wurde ich vom Vater abgeholt und mit der berühmten Tube fuhren wir dann vom London Heathrow Flughafen nach Ealing, wo ich nun ein Jahr leben werde. Normalerweise kümmere ich mich um zwei Jungs (9 und 11), allerdings waren es diese Woche drei Jungs, weil einer aus Spanien zu Besuch war. Ob das anstrengend war? 100% ja. Montag Abend kam ich an, Dienstag war ein bisschen Sightseeing angesagt (London Eye, Spaziergänge in lokalen Parks), Mittwoch und Donnerstag musste ich arbeiten und Freitag bis Sonntag hatte ich komplett für mich. Freitag sind wir dann aber noch zusammen in „Joseph and the amazing technicolor dreamcoat“ gegangen. An dem Musical hatte ich vermutlich am meisten Spaß, weil ich es absolut fantastisch fand! Also kauft euch Tickets dafür, falls ihr nach London kommt!


Dienstag war für mich noch in Ordnung, das Heimweh machte es sich aber schon in meiner Brust gemütlich. Nach meinem ersten Arbeitstag brach es dann aus. Die Jungs waren anstrengend, haben nicht gehört und haben Scheiße gebaut. Die Selbstzweifel, genauso wie die Wut stiegen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch nicht geheult, erst abends bei einem Gespräch mit meiner Freundin und meiner Familie. Am gleichen Tag sprach ich auch nochmal mit meinen Gasteltern, die mir Mut zu sprachen. Kleine Bemerkung am Rande: Meine Gasteltern sind super nette, verständnisvolle, geduldige und großzügige Menschen.

Der zweite Tag war ein bisschen besser, aber mit drei Jungs gibt es nun mal Chaos, da kann man nichts gegen machen. Mittlerweile geht es mir etwas besser. Gegen das Heimweh hilft es mir, mit meiner Familie oder mit Freunden zu schreiben und zu reden. An der Freunde Front ist es noch relativ schwach, aber daran arbeite ich.
Am Anfang hatte ich also ganz schlimmes Heimweh, viele Zweifel und Ängste und ich habe mich nicht ganz so wohl gefühlt, aber bereits Sonntag hatte ich das alles ein wenig mehr im Griff. Also an alle, die auch ein Jahr (oder länger/kürzer) von Zuhause weg sind: Es wird besser. Mit jedem Tag fühle ich mich wohler und ich bin davon überzeugt, dass ich mich eines baldigen Tages komplett eingelebt haben werde. Zumindest versuche ich mir das jeden Tag einzureden.


Aber kommen wir mal zu den positiveren Dingen, die mir hier bisher passiert sind. Naja, sagen wir... teilweise auch witzige Dinge.
In der Tube geht es um Leben und Tod, jeder kämpft für sich, Sitzplätze sind heilig. Hat man einmal einen Sitzplatz, gibt man den ungern wieder her, denn in den meisten Fällen ist es überfüllt und brutal warm. Busse hingegen sind die ruhigere Variante von öffentlichen Verkehrsmitteln - wenn man dann drinsitzt. Busfahrer haben, wie es mir vorkommt, keine Scheu davor, Passanten umzufahren. Allerdings muss man dazu auch sagen, dass rote Ampeln nicht so ernst genommen werden. Von den Taxen wollen wir gar nicht erst anfangen, denn die sehen vielleicht cool aus, sind aber deutlich überteuert.

Am Donnerstag bin ich alleine abends raus gegangen. Ich wollte einfach im Park spazieren, Musik hören, irgendwo eventuell sitzen und lesen. Im Park gab es aber ein mir unbekanntes Comedy Festival und ich Spaßvogel dachte, dass man da ja vielleicht Leute kennenlernen könnte. Im Endeffekt hab ich 20 Pfund für ein Ticket zu einer Comedy Show ausgegeben, bei der ich nur eine halbe Stunde geblieben bin, weil es meiner Meinung nach einfach nicht witzig war. Noch weitere 5,50 Pfund für ein schreckliches Bier und anschließend bin ich dann mit einem kalten Kaffee und Reese's zurück nach Hause gegangen. Allerdings nicht ohne mich einmal verirrt zu haben.

Verirren ist auch schon ein gutes Stichwort, denn in meiner ersten Woche habe ich mich wirklich zig mal verlaufen, doch dabei habe ich ein paar coole Orte entdeckt (und ich bin auch - offensichtlich- immer wieder nach Hause gekommen). Eine deutsche Kneipe aus München, einen Graffiti Tunnel mit extravaganten hipster Cafés, Mini-Strände usw. Des Weiteren habe ich mir den neuen Spider-Man Film mit den Jungs angeschaut, war im Westfield Shopping Centre, war an der Oxford Street, am Leicester Square, Trafalgar Square, in Mayfair, im St. James's Park, am Southbank Centre und ich habe neue Leute kennengelernt.
 
Am Samstag war nämlich mein erstes Au-Pair treffen, was tatsächlich echt gut lief. Relativ viele und neue Mädchen waren mit dabei, also war ich nicht das einzige Newbie. Wir hatten einen Spaziergang entlang der Themse und gingen anschließend in eine Bar. Dort haben wir eine Gruppe Typen getroffen (die gefühlt aus dem Nichts kamen), woraufhin wir erst alle etwas aßen und dann in den Park gegangen sind. Nach dem Park haben wir uns in Kleingruppen aufgeteilt, woraufhin es zu unserem Endziel ging: The Long Acre. Zuvor hatten wir uns (gutes) Bier und Wein im Supermarkt geholt (schön auf die deutsche Art vorglühen) und ich schätze, ab da an bekam ich den Ruf, dass ich Bierflaschen an Metallgittern öffnen kann.

The Long Acre, ein hipper Club, der aber nicht ganz so hip war. Außerdem sind die Getränke so teuer, dass ich meinen Shot beinahe wieder in den Becher gespuckt hätte. Aber naja. Die zwei Kerle, die mit uns mit feiern waren, waren super nett. Die Tanzeinlagen waren zum Schreien komisch, aber ich muss zugeben, dass ich wahrscheinlich genauso witzig aussah. Was ich auch witzig fand, war dass die britischen Frauen wohl keine Scheu davor haben, Brüste oder sonst irgendwelche Körperstellen zu zeigen (und ja, es war wirklich eine seriöse Bar). Außerdem tanzte ich mich manchmal in die Flucht und trat abschließend meine Rückreise größtenteils alleine an. Davor hatte ich am meisten Schiss, aber im Endeffekt war es halb so schlimm.
 
Sonntag traf ich mich mit einem weiteren Au-Pair Mädchen und zusammen gingen wir die Oxford Street, die New Bond Street und die Old Bond Street entlang. Besonders die letzten beiden Straßen waren interessant, weil diese in Mayfair liegen, wo das Geld nur so aus den Fenstern hängt. Uns wurde Seife angedreht und ein schlechter Liam Payne wollte uns Nagelpflegemittel verkaufen. Die Primark Tasche meiner Kumpanin hätte eigentlich schon ein Zeichen dafür sein müssen, dass wir unbedingt KEINE High Fashion Nagelpflegemittel brauchen... oder eher kaufen können. Immerhin glänzen jetzt zwei meiner Nägel (sie werden dies wohl auch noch in zwei Wochen tun) und fast hätte er mich überredet. Aber auch nur fast.

Später am Tag sollte es dann nach Hause gehen, aber es wäre nicht London, wenn es keine Hürden gäbe. Mit dem Bus wollte ich nach Hause fahren, der fiel wegen eines Fests allerdings aus. Dadurch traf ich zwei Mädchen aus Belgien, mit welchen ich Handynummern austauschte, denn es stellte sich heraus, dass eine von ihnen im September hier studieren wird und wir alle drei die gleiche Bahn nehmen mussten. Die Bahn hatte eine Verspätung von fast zwanzig Minuten, also standen zig Menschen aneinandergequetscht in einem Wagon und schwitzten um die Wette. Mein Rücken brach durch und meine Beine hingen mir im Magen. Natürlich nicht, aber so fühlte es sich an. Dann war ich auch schon Zuhause und der Tag neigte sich dem Ende zu.

Meine zweite Woche bricht an und ich bin schon gespannt, wie diese wird. Hoffentlich werden euch meine Wochenbrichte gefallen. Wünscht mir Glück und ansonsten wünsche ich euch auch ein paar angenehme Tage!


Eure Chantii 💗

P.S.: Youtube lassen wir mal lieber sein, aber ich werde zwischendurch auf Instagram kurze Clips posten (@chantiisblog, dort findet ihr auch Bilder)

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