Meine zweite Woche: 22.07.2019 - 28.07.2019

Immer schön cool bleiben


Cool ist das richtige Stichwort, denn diese Woche hat ganz England geschwitzt. Mit einem Höhepunkt bei 38 Grad in London dachte ich, ich müsste im Kühlschrank schlafen und nackt rumlaufen (was natürlich nicht passiert ist).
Aber auch mein Kopf musste kühl bleiben, denn diese Woche war lang. Mit 12 Stunden Kinderentertainment am Tag bin ich meistens abends schon um 22:00 Uhr halb tot, aber 15 Stunden am Dienstag waren dann doch nochmal extra anstrengend. Ich warte auf den Tag, an dem die Schule wieder anfängt!

Bereits am Montag lagen meine Nerven blank. Alles lief gut: Wir haben gefrühstückt, geredet, ich hab die Wäsche gemacht und wollte mein Zimmer sauber machen. Letzteres endete dann in einem beinahe Herzinfarkt. Ich saugte meinen Teppichboden, stellte den Staubsauger vor meine Tür, holte die Wäsche aus der Maschine, hängte sie auf, ging zurück in mein Zimmer, wollte nochmal nachsaugen und da war dann plötzlich der Schlauch vom Staubsauger ab. Meine zweite Woche und ich hatte es geschafft, den sechs Jahre alten Staubsauger kaputt zu machen. Eine halbe Stunde lang versuchte ich den Schlauch wieder anzubringen, sogar mein Gastsohn (der das übrigens ganz witzig fand) versuchte sein Glück. Anschließend kam die Reinigungskraft, welche ich verzweifelt um Hilfe bat, aber auch sie scheiterte. Allerdings erklärte sie mir, dass es günstig wäre, den Schlauch zu ersetzen, also suchte ich einen auf Amazon, machte einen Screenshot, beichtete es über Whatsapp meiner Gastmutter und erklärte, ich würde einen neuen Schlauch kaufen. Sie meinte, dass sie sich das später angucken würde und ich mir keine Sorgen machen sollte. Aber das hat mich trotzdem nicht beruhigt.

Für den Rest des Tages hatte ich nur diesen blöden Staubsauger im Kopf, aber das war noch nicht alles. Ich wusch weiße Wäsche, wobei ich ein rotes, gelbes und grünes Tuch in der Maschine übersehen hatte (fragt mich nicht, wie). Beim Öffnen der Maschine fiel mir das rote Tuch zuerst in die Hände und da wusste ich, das war's. Aber gute Neuigkeiten, es ist alles weiß geblieben! Also, ehrlich jetzt. Nichts war verfärbt und ich hätte nicht erleichterter sein können.
Von 15:00 bis 16:00 Uhr hatten mein Gastsohn und ich eine private Tennisstunde, welche leider auch ein Reinfall war. Eine halbe Stunde sollte ich spielen und eine halbe Stunde er, dabei war eigentlich geplant, dass wir zusammen spielen sollten. Zwanzig Minuten der Stunde gingen allerdings dafür drauf, zig Bälle einzusammeln und so wirklich Lust schien die Trainerin auch nicht zu haben. Im Endeffekt musste ich meiner Gastmutter auch noch vermitteln, dass die Stunde teurer war, als sie gedacht hatte.


Nach der Tennisstunde spielten wir im Park ein bisschen Tennis und benutzten die öffentliche Sportanlage. Danach ging es nach Hause, in die Dusche und für den Rest des Tages waren wir beide ziemlich erledigt. Wie das alles im Endeffekt ausgegangen ist? Meine Gastmutter hat den sche*ß Staubsauger reparieren können und war kein bisschen sauer. Sie war sogar ein wenig amüsiert und meinte, dass sie die nächsten beiden Tennisstunden canceln würde, damit wir etwas besseres unternehmen könnten. Also, wie soll ich sagen, viel Stress um nichts. Am Ende des Tages war ich allerdings nervlich am Ende (auch wenn das von Außen vielleicht nicht so stressig klingt) und mein Heimweh war auch wieder am Start.

Dienstag war ein besserer Tag, auch wenn mein Gastsohn morgens ziemlich viel zum Meckern hatte und ich bis spät abends arbeiten musste. Aus der Woche davor hatte ich gelernt, dass er sich recht schnell beruhigen konnte und ich sein Gejammer nicht ernst zu nehmen hatte. Wir besuchten also Kew Gardens und spielten daraufhin wieder Tennis im Park, um 20:00 Uhr liehen wir uns Captain Marvel auf Sky aus und um 22:00 Uhr war er dann endlich am schlafen. So langsam - ganz, ganz langsam - wurden wir warm miteinander und alberten schon etwas mehr miteinander rum. Bevor er schlafen ging fragte er mich sogar, ob wir den nächsten Tag größtenteils drinnen verbringen könnten und innerlich dankte ich einer höheren Macht für dieses Geschenk.


Mittwoch erzählte er mir, dass er Donnerstag vielleicht den Tag bei seinem Opa verbringen würde, was meinen Tag versüßte. Ich hör mich jetzt vielleicht an, als würde ich es hassen mit den Kindern Zeit zu verbringen, aber ich sag mal so: Momentan, wegen der Ferien, bin ich mehr Mutter als Nanny und dafür hab ich mich nicht beworben. Also... ja, ich jammer dann auch mal gerne ein wenig... mehr. Jedenfalls stand unsere angehende Beziehung zueinander auf der Kippe, als ich ihn dazu bringen musste zu lesen (angeordert von den Eltern). Es wurden Tränen vergossen und die Welt ging für ihn unter, aber anschließend hat er es dann doch gemacht. An sich lese ich - offensichtlich - gerne, aber dass ich die Böse spielen muss ist vielleicht nicht ganz so praktisch, wenn wir gerade am Anfang sind. Andererseits lernt er so vielleicht, dass ich das Sagen habe, wenn seine Eltern aus dem Haus sind. Es hat wohl gute und schlechte Seiten. Nachdem seine Welt wieder heile war, machten wir eine kleine Fahrradtour, aßen Eis und ich ließ ihn alleine in den Supermarkt gehen und mit meiner Karte bezahlen (was total aufregend war). Den Rest des Tages blieben wir drin und schauten ein paar Filme, abends traf ich mich dann noch mit einer Freundin.

Donnerstag, der Tag an dem die Welt gefühlt in Flammen aufging, hatte ich tatsächlich das Glück frei zu haben, also schrieb ich in die Au-Pair WhatsApp Gruppe, ob jemand anderes ebenfalls Zeit hätte, um sich zu treffen. Glücklicherweise meldete sich ein Mädchen aus Australien, also trafen wir uns in Richmond. Es stellte sich heraus, dass sie in Kontakt mit zwei Au-Pairs steht, mit denen ich auch schon geschrieben und mich getroffen hatte, woraufhin wir einfach eine Vierergruppe bildeten. Richmond ist einfach wunderschön. Wunderschön teuer, aber auch wunderschön, um es zu besuchen. Bereits als ich ankam, wusste ich, dass ich meine Zeit öfter dort verbringen werden würde. Da meine neu gefundene Freundin (ich sag ja, so langsam wird's) am gleichen Tag noch ihre Gastkinder abholen musste, war ich bereits um 16:00 Uhr wieder Zuhause. Aber das machte nichts, denn so konnte ich die Hitze vermeiden und mein Buch zu Ende lesen. Ein ziemlich entspannter Tag also.


Freitag war dann endlich Ende der Woche, aber Freitag war auch der erste richtig gute Arbeitstag. Mein Gastsohn war gut drauf, ich war gut drauf, es gab keine Diskussionen, wir lachten viel, verstanden uns prächtig. Es war einfach herrlich. Am Abend fuhr ich nach Richmond, da meine Freundin und ich in eine Bar gehen wollten. Tatsächlich fanden wir nach einer Stunde eine echt hippe Bar namens „Revolution“... die um 23:00 Uhr aber schon ihre Türen schloss, woraufhin wir in eine Kneipe gingen. In dieser Kneipe lauerten uns drei sehr fragwürdige Männer auf (es endet alles gut, Mama), weswegen wir auf die Toilette flüchteten, uns mit einer netten jungen Frau anfreundeten und uns daraufhin zu ihr gesellten. Einer ihrer Freunde führte uns nach einer halben Stunde nach draußen und die ganze Gruppe an Freunden achtete darauf, dass uns niemand folgte. Wir quatschten noch eine weitere Stunde draußen im Regen, dann ging es auch schon ab nach Hause. Um nach Eins lag ich im Bett, war aber schon sechs Stunden später wach, weil ich, Paranoide, nicht wollte, dass meine Gastfamilie denkt, ich wäre irgendein faules Partygirl. Im Endeffekt war ich die erste, die wach und in der Küche war.


Am Wochenende traf ich mich mit einem weiteren Au-Pair und auch wir verstanden uns echt super! Gemeinsam liefen wir durch Notting Hill, Hampstead (Heath) und Camden (nach ganzen 15km waren meine Füße dann komplett tot), doch natürlich lief auch hier nicht alles perfekt. Von Notting Hill nach Hampstead nahmen wir die Tube und genau da lag das Problem. Wir hatten einen waschechten Filmmoment. Die Bahn war voll, viele Menschen stiegen aus. Meine Freundin stieg ein, die Türen schlossen sich, blieben geschlossen und weg war sie. Eine Stunde und einen Nervenzusammenbruch (nicht wirklich, aber ein bisschen Dramatik ist nie schlecht) später fanden wir uns wieder und liefen anschließen durch Hampstead Heath. Ich sag euch, es ist riesig, verwirrend und unglaublich beeindruckend. Packt am besten Wanderschuhe (oder einfach feste Schuhe) und eine Regenjacke ein. Am Nachmittag waren wir beide erledigt und fuhren schlussendlich nach Hause. In der Bahn wäre ich mehrmals fast eingeschlafen - der Mann neben mir ist sogar eingeschlafen - weswegen ich Zuhause erstmal ein Nickerchen machte. Ich bin mir fast zu 100% sicher, dass irgendetwas in der Bahn ist, das die Menschen schläfrig macht, denn jedes Mal, wenn ich da drin bin, werde ich müde und bei jeder Fahrt sehe ich mindesten einen Menschen, der am schlafen ist.


Sonntag machten wir aus, dass wir uns erst mittags treffen würden, damit wir ausschlafen könnten. Um 13:00 Uhr hieß es dann National History Museum und ein weiterer langer Spaziergang. Eigentlich war der Plan, durch Chelsea zu laufen, aber irgendwie sind wir nur drumherum gelaufen. Trotzdem hat es viel Spaß gemacht! Des Weiteren haben wir ein für uns neues Restaurant namens „Squirrel“ ausprobiert. Ihr Essen war echt gut, meins war leider ein Fehlgriff. Aber! Aber es war echt sehr gemütlich und ich würde wieder dort hingehen. Abgesehen davon, dass wir Chelsea verpasst hatten, haben wir Fulham und South Kensington gesehen. Wir wollten auch eigentlich relativ früh nach Hause, damit wir früh schlafen gehen könnten, aber auch daraus wurde nichts, denn wir verquatschten uns. Den ganzen Tag über unterhielten wir uns über Sprachen (Grüße an meinen Deutschlehrer) und im Endeffekt brachte ich ihr sogar ein paar deutsche Wörter bei! Zuhause angekommen fand ich dann heraus, dass mein zweiter Gastsohn aus Spanien zurückgekehrt war und zu meiner Überraschung umarmte er mich zur Begrüßung. Dann machte ich mich Bett fertig und schon war die zweite Woche vorbei.




Also dann bis nächste Woche!
Eure Chantii 💗

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