Meine siebte Woche: 26.08.2019 - 01.09.2019

Zeit für einen Wechsel


Der Sommer hatte beschlossen, noch einmal richtig Gas zu geben. Bis zum Sonntag hatten wir jeden Tag schönes Wetter... naja, verflucht heiß kam zuerst und dann kam angenehm schön. Und wer beschloss am Montag bei 32 Grad auf ein Date in einem Open Air Cinema ohne irgendwelchen Schatten zu gehen? Ganz genau, ich. Die, die nach England kam, um den Regen zu genießen und normalerweise stets die Sonne meidet. So habe ich aber zumindest mal Morden gesehen (lohnt sich aber nicht, Kids) und hatte trotzdem einen angenehmen letzten Urlaubstag.
Dienstag, der Tag, an dem ich um 6 Uhr aufstand, weil meine Gastfamilie um 7 Uhr ankommen sollte, aber bis 9 Uhr nicht auftauchte. Gott sei Dank gingen alle Familienmitglieder aber eine Stunde später schlafen, sodass ich mich um 11 Uhr aus'm Staub machte, um Megan und Ellen zu treffen. Zusammen hatten wir im Richmond Park ein Picknick, unterhielten uns über kuriose Themen, wie Serienmörder und Drogen, erfreuten uns an Rentiere, die im Teich ein Bad nahmen und aßen leckeres Eis. Später am Abend fuhr ich nach Hause und bereitete mich seelisch auf meinen ersten Arbeitstag vor. Bevor ich aber über meine Arbeit mit den Kindern rede, erzähle ich wohl erstmal die schönen Dinge, die diese Woche noch passiert sind. Das Wochenende hätte kaum besser sein können. Freitag traf ich mich mit Lynn in Central London, wo wir einfach nur spazieren gegangen sind. Es gab tolle Musik, wir aßen chinesische Backwaren und unterhielten uns stundenlang. Außerdem sogen wir London förmlich in uns ein.


Am Samstag traf ich mich erneut mit Megan und Ellen! Wir gingen in Wembley und Westfield shoppen, wobei Megan und ich sehr erfolgreich waren. Ich persönlich ergatterte Nike Schuhe für 25 Pfund und ich durfte Outfits für Megan raussuchen. Ellen war an diesem Tag nur moralische Unterstützung, hatte aber mindestens genauso viel Spaß, wie wir. Abends wurden wir hungrig und gingen in ein italienisches Restaurant, wo wir unfassbar schlechten Service genossen durften. Aber wir hatten beschlossen, dass wir uns den Tag nicht vermiesen lassen würden. Bevor ich nach Hause fuhr telefonierte ich noch mit meiner Mama und dann war auch schon gefühlt Schlafenszeit für mich. Samstag war also ein guter Tag, aber Sonntag war mein Highlight, denn alle meine Freunde kamen zusammen. Lynn, Megan, Ellen, Sabina, Polina, Lena, Tom und Corentin. Wir aßen Eis bei Creams, spielten Spiele bei Costa und hatten unfassbar leckere Burger und Pommes bei Honest Burgers. Nach dem, was in meiner Arbeitswoche so los war, tat es schrecklich gut den ganzen Tag zu lachen und seine Sorgen mit den anderen zu teilen. 





Nun gut, kommen wir also zu den eher weniger erfreulichen Dingen. Meine Gastfamilie und ich kamen zu dem Entschluss, dass ich die Familie wechseln werde, also macht euch für einen ausführlichen Bericht bereit.
Wie ihr vielleicht schon wisst, bin ich nicht der größte Fan von meinen Gastkindern. Katzen werden getreten und nicht zum Tierarzt gebracht, ich werde ignoriert und meine Sorgen werden nicht ernst genommen, Schimpfwörter zwischen den Kindern fallen ständig, fünf Wochen lang 12 Stunden am Tag arbeiten, Stühle werden rumgeworfen, von morgens bis abends bin ich am meckern, Handys werden geworfen, der Vater macht absolut nichts (und dabei übertreibe ich nicht) und so weiter und so weiter. Versteht mich nicht falsch, ich weiß schon, dass Kinder so sein können, aber ich bin nicht hier, um eine anstrengende Zeit mit verzogenen und verwöhnten Blagen zu haben. Drei Monate wären noch erträglich gewesen, aber zwölf möchte ich mir ungerne antun. Ich weiß, dass Kinder auch lieb sein können und es kein Muss ist, elf von zwölf Stunden meckern zu müssen. Vor meinem Urlaub dachte ich, dass ich mich an die Jungs gewöhnen könnte, aber Mittwoch bis Freitag hat mir gezeigt, dass ich nicht bleiben sollte, nur weil es eine schöne Gegend ist und ich gut bezahlt werde. Ich wendete mich also an die Agentur, erklärte meine Situation und fragte nach einem Ratschlag und nach verfügbaren Möglichkeiten. Die wehrte Dame schlug vor, mit den Eltern zu reden und dann nochmal zu telefonieren.

Mein Gespräch mit der Agentur war am Freitag um 6:45 Uhr morgens, um 7:30 Uhr – kurz bevor meine Gastmutter zur Arbeit aufbrach – fragte ich sie, ob sie und ihr Mann am Abend über die letzten Wochen sprechen wollen würde, da jetzt der nächste Schritt (der Schulanfang) kommen würde. Sie schaut mich direkt an und fragte geradeheraus, ob ich gehen wollen würde. Perplex sagte ich erstmal Nein, aber dass ich unglücklich sei. Daraufhin, bevor ich etwas sagen konnte, meinte sie, dass es dann vielleicht besser wäre, es zu beenden. Überrascht schlug ich vor, dass wir noch ein bis zwei Wochen Schule ausprobieren könnten, ich aber das Gefühl habe, dass die Kinder und ich bisher nicht miteinander klicken. Außerdem wollte ich erwähnen, dass mir die Kinder momentan ein bisschen zu sehr ungezogen waren. Naja, aber anscheinend schien ich sowieso unglücklich zu sein, wäre möglicherweise nicht für Kinder geschaffen und wäre nicht in der Lage dazu, die Kinder als Familienmitglieder anzusehen. Kurz gesagt: Ich bin die, an der es liegt. ABER! An anderen Tagen hatte sie mir schon gebeichtet, dass die Kinder ziemlich nervig sein können und sie aufhören müsse, sie wie Babys zu behandeln. Aber an MIR liegt es. Klar. Ich glaube, dass ich mit kleinen Kindern besser arbeiten kann, die Situation aber auch nicht die beste ist. Auf jeden Fall kamen wir dann zu dem Entschluss es zu beenden, ich fing an zu heulen und kontaktierte später dann wieder die Agentur. Momentan bin ich im Rematch Prozess, versuche eine neue Familie zu finden und die Nerven nicht zu verlieren. Ich habe genau zwei Wochen Zeit, ansonsten muss ich zurück nach Deutschland und dort auf eine Familie warten, worauf ich wirklich absolut gar keine Lust habe. Innerhalb dieser zwei Wochen muss ich natürlich noch arbeiten und ich werde weiterhin bezahlt. Die Kinder wissen noch nichts davon und bisher läuft es ganz gut, die Eltern behandeln mich noch ganz normal. Mal schauen wie es weitergeht, aber meine Nerven liegen wirklich blank.

Bis dahin wünsche ich euch noch eine schöne Woche und bis nächste Woche!

Eure Chantii 💗

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